Blaise Pascal, ein französischer Mathematiker und Philosoph, soll mal gesagt haben:
Wenn Du Gott zum lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen.
Und da ist echt was dran. Wir Menschen planen, wünschen und zerdenken unser Leben. Wir haben gute oder weniger gute Ideen und hoffentlich setzen wir ein paar davon auch um. Wir glauben, ganz viel im Griff zu haben. Aber was haben wir eigentlich wirklich im Griff?
Wenn sich der Lebensplan von links nach rechts dreht
Ich hatte das Gefühl auch, mein Leben überblicken zu können. Ich war gerade 2023 aus Zypern zurück nach Deutschland gezogen, um wieder näher an meiner Firma und meinen Eltern zu sein. Die Firma Erfolgsbeschleuniger, die ich gemeinsam mit meinem Freund und Geschäftspartner Stefan Gebhardt geführt habe, lief ganz gut – mit viel Luft nach oben natürlich. Wir hatten einige Dutzend Kunden. Meine Frau und ich haben uns eine schöne Wohnung im Sauerland eingerichtet. Unser Hund liebt das Umfeld. Aber irgendwas fühlte sich nicht richtig an. Nicht gut. Nicht passend.
Depression – ich komme schon
Ich leide schon seit langer Zeit unter Depressionen – episodisch. Immer wieder habe ich Zeiten tiefer Dunkelheit und Antriebslosigkeit. Das letzte Mal lag ich vor acht Jahren mal sechs Monate flach – ich konnte nicht mehr. Dieses eklige Gefühl schlich sich letztes Jahr (2024) wieder kaum hörbar an. Ich wurde häufiger krank. Kam nicht mehr richtig auf die Beine. Die Arbeit in der eigenen Firma fühlte sich immer fremder und unpassender an – dabei hab ich sie selbst mit Stefan aufgebaut. Eigentlich sollte alles passen. Auch das finanzielle passte immer besser – nicht ohne Herausforderungen. Aber es lief. Eigentlich.
Aber ich bekam das Gefühl nicht los, irgendetwas radikal ändern zu müssen. Und dann war es zu spät – zu spät, um noch eine sanfte Veränderung einzuleiten.
Ab in die Klinik
Meine Gedanken verdunkelten sich. Ich zog mich mehr und mehr zurück. Arbeit? Ging nicht mehr. Kontakt mit Freunden? Schwierig. Ich war noch nie in einer Psychiatrie oder einer psychotherapeutischen Einrichtung. Ich rief meine Tante an, die selbst einige Erfahrungen mit ihrer psychischen Gesundheit und therapeutischen Einrichtungen hatte.
“Sollte ich in eine Klinik gehen?” Die Antwort war ein unverblühmtes Ja.
Gesagt – getan. Ein Anruf. Ein Platz auf einer Warteliste. Eine Woche später kam der Anruf: “Herr Krick, wir haben einen Platz für sie in der Klinik. Kommen Sie Morgen um 9:00 Uhr.”
“Ok.”
Lebensveränderung pur
Ich glaube, unser Körper und unsere Psyche sind gute Spiegel für das, was in unserem Leben abgeht. Stress und unpassende Entscheidungen äußern sich, wenn nicht schon bewusst wahrgenommen, in Form von Schmerzen, Krankheiten oder seltsam befremdenden Gefühlen. Es scheint, dass wir als Menschen verlernt haben, diese Signale ernst zu nehmen. Auf die Bremse zu treten, wenn wir uns gestresst fühlen. Etwas zu ändern, wenn wir uns fremdbestimmt und eingeengt fühlen. Wenn etwas nicht passt, ziept es – im Gebälk.
“Was ist, wenn Depression schon die Antwort ist?”, hab ich vor ein paar Wochen in einem Video gesehen.
Für mich ein sehr wertvoller Gedanke. Ich musste rausfinden, was in meinem Leben nicht stimmte. Nicht passte. Mich eher stresste und ver-dünnte, wie zu wenig Butter auf einem Brot zerstrichen. Was was los mit mir?
Die nächsten zwei Monate waren harte Arbeit. Aber lebensverändernd. Großartig. Toll.
Ein Patient zu sein, war anfangs so befremdlich, dass ich zwei Wochen unsicher wie ein Dorfkind in der Großstadt über die psychiatrische Station lief. Aber es wurde besser. Klarer im Kopf. Sauberer. Deutlicher. Und ich stabilisierte mich.
Veränderung
Ich will Dir an dieser Stelle nicht alle meine Prozesse, Ergebnisse und Learnings präsentieren. Vielleicht im Laufe der Zeit mal oder im Podcast GEHIRNWASCHMASCHINE.
Aber das musste ich ändern, um wieder mehr und authentischer das in meinem Leben zu fokussieren, was wirklich zu mir passt. Zu heilen. Ruhe und Sicherheit und einen guten klaren Zugang zu mir selbst zu entwickeln:
- Ich bin aus der eigenen Firma ausgetreten. Erfolgsbeschleuniger wird jetzt von Stefan Gebhardt geführt. Ich bin raus. Nicht, weil die Firma nicht gut wäre. Oder weil ich mit dem Wachstum unzufrieden war. Nein, einfach, weil ich in den selbst gebauten Strukturen immer gestresster wurde. Weil vielleicht so ein großes Firmenkonstrukt nicht zu mir passt – ich brauche mehr Freiheit. Mehr Lockerheit. Weniger Getriebenheit. Simplere Strukturen. Mehr Zeit für tiefe 1:1 Gespräche, ohne das Wachstum der Firma oder das Führen der Mitarbeiter im Auge zu haben – oder die nächsten Wachstumsschritte zu planen.
- Ich darf wieder einen Job machen. Das hatte ich jahrelang nicht mehr. Aber ich freu mich wie Bolle, dass ich neben meiner Selbstständigkeit wieder als Pfleger arbeiten darf. Mit dem Gedanken hab ich schon lange gespielt, aber es fühlte sich in meinem alten Lebensplan wie ein Rückschritt an. Ist es aber gar nicht. Ich starte bald eine Stelle in einer Psychiatrie – als Pfleger, wo ich auch meine Erfahrungen als Coach und Autor und meine Art, mit Menschen umzugehen in einem anderen Umfeld anwenden darf.
- Neuer Maßstab: Nur noch machen, was Spaß macht.
Das ist natürlich nicht zu 100% machbar. Wir alle müssen mal das Geschirr abspülen oder die Steuer machen. Aber ich hab jetzt das große Privileg, in meiner Freizeit und in der Zeit neben der Arbeit in der Klinik nur noch das zu machen, was mich wirklich erfüllt. Was mir Freude macht. Schreiben. Einzelne tolle Menschen coachen. Podcasts machen. Es fließen lassen.
Der neue Maßstab ist Freude. Flow. Und das ist ein unfassbarer Fortschritt. - Meine Frau und ich haben uns getrennt – einvernehmlich. In Freundschaft. Aber wir gestalten jetzt getrennte Leben. Nach fast 15 Jahren eine so starke Verbindung zu lösen war nicht leicht. Aber es galt der selbe Maßstab. Folge der Freude. In unserer Lebensplanung war eine Trennung nie Thema. Wollten wir nicht. Haben wir nicht gesehen. Aber es gibt Dynamiken, die hier den Rahmen sprengen würden, die sich nicht so einfach gemeinsam überbrücken lassen – gerade wenn man lernen will, wirklich man selbst zu sein und das zu leben.
Also gehe wir separate Wege – immer noch mit einem Band der Freundschaft verbunden.
Wohin veränderst Du Dich?
Veränderung ist meistens schwer. Auf jeden Fall chaotisch. Aber meistens wertvoll – wenn man sich in die richtige Richtung verändert. Und was ist die richtige Richtung?
Ich glaube, dass es immer richtig ist, wenn wir uns mehr zu uns selbst hin entwickeln – und zu dem hin, was Du vielleicht Gott, Universum oder Leben nennst.
Passt Dein Leben gerade? Sind Deine Lebensbereiche im Lebensrad stimmig? Passt Dein Job, Deine Selbstständigkeit, Deine Beziehungen zu dem, was Du bist? Wer Du bist? Lebst Du Deine Berufung? Wie fühlst Du Dich täglich – durchschnittlich? Kann es sein, dass Du etwas korrigieren musst?
Es muss nicht so radikal sein, wie bei mir. Ich bin auch so ein Typ – immer Extrem. Immer Radikal. Es kann sanft sein. Leicht. Einfach. Und Du musst nicht erst warten, bis Du ein die Klinik musst. Oder darfst. Obwohl das eine ganz ganz tolle Erfahrung sein kann.
Nutze Deinen Körper als Signalgeber. Ich wusste eigentlich schon lange, dass ich ein paar Dinge in meinem Leben verändern muss, wenn ich mehr Tobi sein möchte. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Vielleicht bist Du etwas schneller ehrlich zu Dir selbst – deshalb teile ich meine Geschichte so offen mit Dir.
Sei Du selbst.
Nicht jeder Tag ist einfach.
Nicht jeder Moment leicht.
Aber wenn die Melodie Deines Lebens
Zu Deiner eigenen Frequenz passt,
Spielst Du das schönste Lebenslied.